So lernst du, bewusster zu konsumieren

Gastbeitrag von Celine Nadolny, Autorin des ausgezeichneten Blogs book of finance

So oder so ähnlich findet sich dieser Appell derzeit zuhauf in Büchern, auf Blogs und in den Medien. Was aber bedeutet es, „bewusst“ oder „bewusster“ zu konsumieren?

Heißt das im Umkehrschluss, dass wir bisher unbewusst und fremdgesteuert konsumiert haben? Und selbst wenn, was ist daran eigentlich so verkehrt?

Bewusster Konsum ist im Grunde eine Trivialität. Bewusst beschreibt in diesem Zusammenhang, dass wir unsere Handlungen steuern können und uns ihrer Folgen im Klaren sind.  Wir sind entsprechend kein Spielball der äußeren Umstände und handeln nicht basierend auf äußeren Impulsen, sondern auf Basis bewusst getroffener, also aktiver Entscheidungen. Es ist zu hoffen, dass zumindest ein Großteil der Menschen bewusst lebt und somit auch bewusst konsumiert.

Leider zeichnet die Realität ein anderes Bild: Viele Menschen leben und konsumieren nicht bewusst. Das bedeutet, sie können ihre Handlungen nicht steuern und sind sich der Folgen dessen nicht im Klaren. Sie handeln nach äußeren Impulsen und treffen demnach keine aktiven Entscheidungen. Das heißt, sie lassen sich so sehr von äußeren Einflüssen steuern, dass sie das Leben anderer leben. Die Gesellschaft, die Medien und die Werbung diktieren ihnen ihre Bedürfnisse und Wünsche und manipulieren sie auf diese Weise. Die Folge: Die Menschen konsumieren unbewusst.   Und sie sind sich dieser Tatsache nicht einmal bewusst.

Spätestens auf dem Sterbebett folgt in solchen Fällen die Abrechnung. Viele realisieren erst in diesem Moment, wie wenig sie tatsächlich bewusst getan, wie wenig sie ihr Leben wirklich selbst gelebt haben.

Wie aber können wir dieser schrecklichen Erkenntnis an unserem Lebensende vorbeugen? Eines ist dafür unabdingbar: Wir müssen unsere Wünsche, Bedürfnisse und Ziele kennen. Denn ohne die Richtung zu kennen, wissen wir nicht, wohin wir wollen. Und ohne zu wissen, wohin wir wollen, werden wir zwangsläufig und viel zu häufig falsche Entscheidungen treffen. Wir meinen zwar, Entscheidungen bewusst zu treffen. Doch das Gegenteil ist der Fall:  In unserem Unwissen über unsere Wünsche, Bedürfnisse und Ziele sind wir gar nicht in der Lage, diese zu treffen. Denn bewusste Entscheidungen ebnen uns den Weg zu unserem Ziel. Kennen wir unser Ziel dagegen nicht, pflastern sie uns Irrwege in eine ungewisse Zukunft. Was dabei auf der Strecke bleibt, sind wir.

Damit kommen wir der Sache nun näher. Mangelnde Wünsche, Bedürfnisse und Ziele sind der wahre Grund, warum so viele Menschen deutlich über ihren Bedürfnissen und abseits ihrer wahren Wünsche konsumieren und damit einfach nicht glücklich werden. Sie kaufen und konsumieren und erhoffen sich dadurch:

  • eine kurzfristige Befriedigung spüren zu können
  • ihrem Selbst durch Status etwas hinzufügen zu können, wie Zugehörigkeit
  • ein besseres Leben führen zu können

Wer sich noch nicht der eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Ziele bewusst ist, dem kann ich nur „The Big Five for Life“ von John Strelecky empfehlen. Mein Leben hat sich durch dieses Buch dahingehend nachhaltig verändert.

Halten wir also fest: Unbewusster Konsum führt in den allermeisten Fällen zu nachhaltigem Unglück. Denn wenn wir beginnen, unnötige, nicht unseren Zielen entsprechende Dinge anzuhäufen, werden wir keine Erfüllung spüren. Stattdessen füllen wir unseren Rucksack mit zusätzlichem Ballast. Dieser hindert uns allerdings daran, dort anzukommen, wo wir wirklich hinwollen. Er lenkt uns von unserem Ziel und von unseren eigentlichen Problemen auf dem Weg dorthin ab.

Noch schlimmer: Wir schaffen neue Probleme, indem wir Geld zum Fenster rauswerfen. Geld, das wir vorher hart erarbeitet haben und nun einfach so weggeben, um uns zu belohnen. Was für eine naive Denkweise! Erst verdienen wir Geld – am besten noch in einem Job, der wenig Spaß bereitet und dann geben wir es für Dinge aus, die uns langfristig nicht glücklich machen (können)…

Wir sollten uns diesen Spruch zu Herzen nehmen:

„Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen, mit Geld, das sie nicht haben.“

Richard David Precht

Deshalb sollten wir regelmäßig prüfen, ob wir das, was wir uns vermeintlich kaufen möchten, auch wirklich brauchen. Dabei können diese Fragen helfen: Zahlen wir damit auf unsere Ziele ein? Gibt es uns mehr als es uns nimmt? Oder haben wir uns gerade wieder etwas von der Gesellschaft, den Medien und der Werbung aufschwatzen lassen?

Das perfekte Buch zu diesem Thema ist wohl „Brauchst du das wirklich?“ von Pierre-Yves McSween.

Schlussendlich bleibt zu sagen: Verliert nicht den Fokus auf euer Leben! Ihr habt nur diese eine Chance. Zeit und Geld, die ihr für Sinnlosigkeiten verschwendet, bekommt ihr nicht wieder. Die Zeit, die ihr aufgewendet habt, um das Geld zu verdienen, das unbewusst ausgegeben wird, war damit ebenso vergebens.

Dabei kann das Leben so schön sein – wenn man weiß, was man möchte, und was einem guttut sowie entsprechend handelt. Genau das ist eine elementare Voraussetzung, um überhaupt ans Ziel zu kommen. Also überlegt euch, was ihr im Leben erreichen wollt – lernt eure wirklichen Bedürfnisse kennen, formuliert eure wahren Wünsche und setzt euch Ziele. Dann handelt und konsumiert entsprechend dieser. Ihr werdet merken, bewusster Konsum ist dann nicht nur viel leichter, sondern macht sogar Spaß, Denn er führt euch dorthin, wo ihr wirklich ankommen wollt. Das Glück kommt dann von ganz allein.

Zwar findet auch ein blindes Huhn mal ein Korn, aber das sollte nicht euer Anspruch an euer Leben sein. Oder?

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