Dürfen wir vorstellen? life_finance_motivation

Es gibt diese Sorte Mensch, die wahnsinnig engagiert ist. Melanie gehört dazu. Wir kennen sie über Instagram. Sie setzt sich als alleinerziehende Mama stark für das Thema finanzielle Bildung ein. Wir stehen seit langem in Kontakt und freuen uns, heute noch etwas mehr über sie zu erfahren.

Melanie Ries

Erzähl ein bisschen was über dich: Was steckt genau hinter deinem Instagram-Kanal life_finance_motivation?

Hinter life_finance_motivation steckt mein kleines öffentliches Tagebuch mit dem ich andere Menschen motivieren möchte, immer an sich selbst zu glauben, niemals aufzugeben und sich um ihre Finanzen zu kümmern! Egal an welchem Punkt sie gerade stehen, wie schwer und aussichtslos das Leben manchmal scheint – ob finanziell oder im privaten Bereich. Denn eins ist sicher: Es geht immer weiter und es geht immer vorwärts.

Warum machst du dich für das Thema finanzielle Unabhängigkeit stark?

Weil ich selbst erfahren musste und durfte, wie ermüdend und auch demütigend das Leben sein kann, wenn man von anderen finanziell abhängig ist. Ob in der Ausbildung mit Nebenjob  wegen viel zu hoher Miete und kranken Haustieren nicht zu wissen, wie man nach der Miet- und Stromrechnung noch andere Dinge bezahlen soll, ob in der Elternzeit, weil man unbezahlte Carearbeit zuhause leistet oder man alleinerziehend ist und Hartz IV beziehen muss. Es gibt viele Arten finanziell abhängig zu sein.

Finanzielle Unabhängigkeit ist ein weiter Begriff. Viele Menschen lassen sich davon abschrecken, weil sie gleich zu groß denken und dann oftmals überfordert sind. Es ist egal, wo man finanziell steht und wie lange es dauert  – Hauptsache man fängt an. Das Selbstbewusstsein zu bekommen, auch in herausfordernden Momenten an die eigene Kraft zu glauben und nicht gleich aufzugeben, wenn es wieder hart wird, ist ein Prozess der sich über längere Zeit entwickelt. Genauso ist es, wenn man sich mit wenig Mitteln ein finanzielles Polster aufbauen möchte. Es dauert vielleicht bei dem einen oder anderen länger, lohnen tut es sich jedoch immer!

Finanzielle Unabhängigkeit stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein sondern auch die Selbstwirksamkeit: Wenn man weiß, dass man sich jederzeit helfen kann, nicht wegen Geldsorgen in einer toxischen Beziehung verbleiben muss und sich auch den ein oder anderen Herzenswunsch erfüllen kann, weil man nicht ständig knapp bei Kasse ist –  das ist für mich der Begriff der finanziellen Unabhängigkeit.

Welche Tipps kannst du anderen Alleinerziehenden geben?

Als Alleinerziehende:r  ist man oft mit sehr vielen Baustellen des täglichen Lebens beschäftigt: Arbeit, Schule, Kindergarten, Haushalt, Termine der Kinder, eigene Termine… manchmal fragt man sich schon morgens, wie man alles schaffen soll und kann abends vor lauter Grübelei nicht einschlafen. Das zerrt an der Kraft und der Gesundheit.  Und wie will man gut für seine Kinder sorgen, wenn man selbst ständig erschöpft ist? Und dann auch noch um die eigenen Finanzen kümmern, vielleicht sogar noch Einkommen erhöhen? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man da selbst lieber ganz schnell abwinken möchte. Wann soll denn dafür noch Zeit sein?

Daher ist für mich der wichtigste Tipp: Achtet auf Eure Gesundheit! Gönnt Euch Auszeiten, genug Schlaf, gesunde Ernährung und Sport. Egal wie die Wohnung gerade aussieht – der Wäscheberg kann warten! Nur wer gut für sich sorgt, kann auch gut für seine Kinder sorgen und sich danach mit bestem Gewissen an die Finanzplanung setzen. Und das ist oft leichter als gedacht und macht sogar Spaß. 🙂

Anfangen kann man z. B. mit einem Haushaltsbuch.

Sollten bereits Schulden vorhanden sein  oder andere finanzielle Themen bedrücken: Seriöse und kostenlose Beratung bekommt man bei den sozialen Schuldnerberatungsstellen unter https://www.schuldnerberatungen.org/

Was ist dein Wunsch – wie könnte man die finanzielle Situation von Alleinerziehenden verbessern?

Alleinerziehende werden vom Staat leider immer noch zu häufig übersehen und benachteiligt. Das muss sich dringend ändern!

Zwei aktuelle Beispiele aus meinem Alltag:

Thema finanzielle Ungleichheit:

Kindergelderhöhung 2023. Hier wurden alle Alleinerziehenden, die Unterhaltsvorschuss bekommen, anfangs gar nicht berücksichtigt. Wäre der Unterhaltsvorschuss im Nachhinein (als Folge von bundesweiten Protestaktionen  des  Verbandes Alleinerziehender Mütter und Väter) nicht ebenfalls angepasst worden, hätten Unterhaltsvorschussberechtigte ab Januar 2023 weniger anstatt mehr Geld bekommen. Warum? Weil die Kindergelderhörung auf den Unterhaltsvorschuss angerechnet wird.

Thema Bildungsgerechtigkeit:

Für mein Teilzeitstudium der Sozialen Arbeit musste ich zwangsläufig einen Bildungskredit der KFW-Bank aufnehmen. Hätte ich BAFÖG und dann notwendiges Wohngeld beantragt um mich voll und ganz auf ein Ganztagsstudium konzentrieren zu können, würde der Staat das Aushilfsgeld meines Sohnes bis auf 100 EUR mtl. anrechnen. Ein völlig falscher Ansatz! Mein Sohn spart mit diesem Job für seine eigene Zukunft und nicht für mein Studium!

Wie hast du deinem Sohn das Thema Geld nah gebracht?

Ich habe schon sehr früh mit meinem Sohn über Finanzen gesprochen. Das war ca. ab dem Grundschulalter. Damals ging es noch ums Sparen für Herzenswünsche, Preise vergleichen und Aussuchen des Wunschspielzeuges. Wir haben auch darüber gesprochen (und es auch umgesetzt) dass man nicht alles neu kaufen muss, sondern auch gebraucht kaufen kann. Wenn Kinder schon früh für ihre Wünsche sparen lernen, wissen sie auch schnell den Wert des Geldes zu schätzen.

Heute arbeitet mein Sohn alle zwei Wochen neben der Schule bei einer örtlichen Bäckerei. Sein großes Ziel ist ein eigenes Motorrad. Den Führerschein bezahlt er sich damit ebenfalls fast alleine.

Wie bist du auf die Stiftung Deutschland im Plus aufmerksam geworden?

Das war über Instagram und vor allem über die Influencerin Celine Nadolny von bookoffinance.de. Über sie bin ich auf die Stiftung Deutschland im Plus und sogar auf meine derzeitige Fachhochschule (FOM Fachhochschule für Oekonomie und Management) aufmerksam geworden. Eine Kettenreaktion sozusagen. 🙂

Wir bewundern auf Instagram deinen Ideenreichtum z.B. in puncto Nebenjobs. Wie kam es zur Katzenbetreuung?

Ich habe etwas gesucht, was mir Spaß macht und was ich gut kann. Bei Bodo Schäfer habe ich gelernt: Löse Probleme von anderen Menschen und du wirst erfolgreich sein. Meine Katzenbetreuung ist ein Nischenangebot in unserer Stadt und daher sehr gefragt. Alle Menschen, die ein Haustier besitzen wissen,  wie schwer es sein kann, eine gute und zuverlässige Betreuung für die Ferienzeit oder andere Abwesenheiten zu finden. Seit über 20 Jahren bin ich selbst Katzenbesitzerin und kann die Sorge um sein geliebtes Tier sehr gut verstehen. Das gefällt den Kunden und sie fühlen sich und ihr Tier bei mir gut aufgehoben.

Aktuell hast du ein Studium zur sozialen Arbeit begonnen. Was ist deine Motivation dahinter?

In meinem  Leben hatte ich bereits viele Stolpersteine und Herausforderungen. Einigen von ihnen wäre ich lieber nicht begegnet, doch rückblickend bin ich meist dankbar für diese Erfahrung, da ich durch sie viel lernen durfte. Diese Erfahrungen möchte ich nun professionell und fachlich fundiert weiter geben um andere Menschen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Hürden etwas leichter und schneller zu überwinden oder diese schon im Vornherein gar nicht erst entstehen zu lassen  (Stichwort Finanzielle Bildung für Kinder Jugendliche und junge Erwachsene).

Was du immer schon mal sagen wolltest…

Meine Herzensbotschaft ist „Miteinander – nicht gegeneinander“. Wir alle müssen wieder mehr aufeinander zu gehen. Wertschätzend und auf Augenhöhe. Nachfragen anstatt verurteilen. Ob es der der eigene Chef ist, die gestresste Mutter, Alleinerziehende, ältere Menschen oder Einzelpersonen, die durch Corona in die Isolation abgerutscht sind… Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit ein freundliches Wort, Anerkennung oder die Frage, ob man bei irgendetwas helfen kann.

Dankbarkeit und Liebe kosten nichts und können dazu beitragen, Menschen wieder etwas Kraft und Hoffnung zu schenken.

Vielen Dank für das Interview.