Finanzielle Probleme beunruhigen und belasten schnell die gesamte Lebenssituation, da sie sich auf verschiedene Lebensbereiche wie die Beziehung zum Partner, Gesundheit oder Arbeit auswirken können. Doch welche Handlungsmöglichkeiten gibt es und ab wann ist eine Unterstützung durch die Schuldnerberatung sinnvoll ist? Dieser Beitrag soll die Angst vor der Schuldnerberatung nehmen und mit Gerüchten zu dem Thema aufräumen.

Schulden: von wegen selbst schuld!

Schulden stellen erst einmal ein normales und erwünschtes wirtschaftliches Verhalten da, denn anders wären Investitionen in die Zukunft oftmals nicht möglich. Sie sind also nicht grundsätzlich problematisch. Schwierig wird es, wenn diese Schulden über einen längeren Zeitraum nicht mehr zurückgezahlt werden können.

Es gibt viele Gerüchte über das Thema Schulden. Oft heißt es, die Betroffenen seien selbst schuld. Leider ist Überschuldung auch noch immer mit vielen Vorurteilen belastet. Dabei ist es selten das eigene Konsumverhalten, dass uns in eine finanzielle Schieflage bringt. Nur wenige wissen, dass Hauptauslöser für Überschuldung oft Probleme wie Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Probleme oder Scheidung/Trennung sind, also Ereignisse, die wir alle nur schwer beeinflussen können.

Hilft denn finanzielle Bildung überhaupt?

Bildung schützt davor, sich zu verschätzen und unterstützt dabei, den Alltag besser zu planen. Vor allem unser familiärer Hintergrund und der Bildungsstand haben starken Einfluss auf unsere Finanzkompetenz und unsere Fähigkeiten zur persönlichen Finanzplanung.

Eine höhere Bildung führt zum Beispiel eher zu einer guten beruflichen Situation bzw. einem Einkommen, das für die Lebensführung ausreicht. Für Personen mit Universitäts- oder Hochschulabschluss oder einer abgeschlossenen Berufsausbildung ist es wahrscheinlicher später eine besser bezahlte Tätigkeit ausüben zu können.

Um bewusste und kluge Entscheidungen treffen zu können, braucht man das entsprechende Wissen. Finanzielle Bildung, also den idealen Umgang mit Geld zu verstehen, ist eine Voraussetzung dafür, Chancen erkennen und Risiken minimieren zu können. So lassen sich überlegte Finanzentscheidungen treffen.

Der Zusammenhang zwischen Finanzwissen und finanzieller Planung kann aber immer nur eine Ergänzung zu Finanzmarktregulierung und Verbraucherschutz sein.

 

Wenn ich Probleme mit meinen Ausgaben habe, wie gehe ich denn am besten Schritt für Schritt vor?

Erstmal muss ich mir einen Überblick verschaffen, eine nicht gezahlte Rechnung muss nicht sofort in die Schuldnerberatung führen. Im ersten Schritt kann zum Beispiel ein Haushaltsplan dabei helfen, herauszufinden, wie es zu den finanziellen Problemen gekommen ist.

Indem alle Einnahmen und Ausgaben im Haushaltsplan erfasst werden, kann man dann sehen: Wieviel gebe ich für was aus? Die Ausgaben sollte ich dann kritisch überprüfen. Es reicht schon, für 3 Monate ein Haushaltsbuch zu schreiben, aber da müssen dann auch wirklich alle Ausgaben (ohne Ausnahme) eingetragen werden. Als nächstes muss ich überlegen: Wo kann ich sparen? Was kann ich sparen? Wieviel bin ich bereit zu sparen?

Vielen Menschen ist es unangenehm, über ihre finanzielle Situation und diesbezügliche Probleme zu sprechen, vor allem, wenn sie überschuldet sind. Sie fürchten Moralpredigten. Insgesamt wird leider noch immer viel zu wenig über finanzielle Themen gesprochen. Es ist daher wichtig, über Geld zu sprechen und auch darüber, wenn es mal schief geht.

Über Geld reden erfordert Mut. Bis man sich traut mit jemandem über die Probleme zu reden, dauert es oft. Es wird aber mit jedem Gespräch leichter und ist irgendwann völlig normal. Darüber reden hilft auch dabei, eine andere Sicht auf die Probleme zu gewinnen. Die Redewendung „über Geld spricht man nicht“ hält sich trotzdem leider sehr hartnäckig.

Ich kenne kaum Menschen, die überschuldet sind. Das Thema betrifft nur mich.

In Deutschland sind ca. 6,93 Mio. Personen – also rund jede zehnte erwachsene Person – überschuldet (Quelle: Creditreform) Überschuldung ist also kein gesellschaftliches Randthema.

Das Thema der privaten Überschuldung ist noch immer tabuisiert. Dabei ist Überschuldung eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die Betroffene sehr belastet. Denn Schulden führen häufig zu Problemen in vielen Lebensbereichen.

Die Schuldnerberatung erreicht aber schätzungsweise nur eine von zehn betroffenen Personen. Viele kennen das Angebot gar nicht oder trauen sich nicht hinzugehen. In vielen Stellen sind außerdem die Wartezeiten sehr lang.

An wen kann ich mich wenden?

Kommt es immer wieder zu Zahlungsschwierigkeiten, kann professionelle Unterstützung dabei helfen, das Problem langfristig in den Griff zu bekommen.

Leider gibt es noch immer keinen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung. Es haben also nicht alle Menschen einen einfachen Zugang zu öffentlich finanzierten Beratungsangeboten. Wichtig zu wissen ist aber: Fast alle Stellen bieten eine kostenlose offene Sprechstunde an (persönlich oder telefonisch), die man unabhängig vom Einkommen nutzen kann. Zunehmend bieten Beratungsstellen auch Online-Beratung an. Das kann für eine erste Kontaktaufnahme sehr hilfreich sein.

Sollte die Stelle einen nicht weiter beraten können, haben sie in der Regel zumindest Empfehlungen, an welche Stelle man sich stattdessen wenden kann. In Frage kommt dann zum Beispiel auch anwaltliche Beratung. Unter Umständen kann man hierfür finanzielle Unterstützung (sog. Beratungshilfe) beantragen.

Und wie hilft die Schuldnerberatung?

Die Schuldnerberatung kann auf verschiedene Arten unterstützen. Zum einen unterstützt sie bei der Existenzsicherung, also bei wichtigen Themen wie einem Girokonto, Mietschulden oder im Falle einer Pfändung. Ebenso unterstützt sie dabei, mit den persönlich belastenden Folgen umzugehen. Mit Unterstützung der Beraterinnen und Berater können Vereinbarungen mit den Gläubigern getroffen werden.

Möglichst frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, lohnt sich. Gemeinsam kann dann überlegt werden, was zu tun ist. Die Beratung ist vertraulich und niemand erfährt, dass man da war.

 

Autor: Dr. Sally Peters, Geschäftsführende Direktorin des iff Hamburg

 

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