Nachgefragt: Careleaver:innen und das Thema Geld

Mit dem Auszug aus der Jugendhilfe sind viele Careleaver:innnen mit zahlreichen Hürden konfrontiert: Wie finanziere ich mein Studium oder meine Ausbildung? Wie kann ich Miete, Kaution und Möbel bezahlen? Wo bekomme ich Hilfe für Bafög, Steuererklärung und Co?

Laura, 24, hat uns berichtet, wie es ihr nach dem Auszug mit dem Thema Geld erging.


Ein paar Punkte zu dir: Wie alt bist du? Was machst du gerade?


Moin! Ich bin Laura, 24 Jahre alt aus Hessen. Ich studiere momentan im Master Bildungs- und
Erziehungswissenschaften in Marburg. Ich bin Careleaverin und wohne seit 6 Jahren in einer eigenen
Wohnung.

Ist Geld ein großes Thema für dich?


Ja, wahrscheinlich wie für jeden Careleaverin ist das ein wirklich großes Thema. Ich bin vor über
sechs Jahren aus der Wohngruppe ausgezogen und habe jetzt zum ersten Mal das Gefühl, finanziell
einigermaßen gut ausgestattet zu sein. Das bedeutet aber natürlich, dass ich neben meinem Studium
auch bis zu 20 Std. pro Woche arbeiten muss.

Was hat sich mit dem Auszug aus der Jugendhilfe in puncto Geld am meisten geändert?


Seit dem Auszug habe ich gelernt, wie man mit Geld umgeht. Teilweise auch sehr schmerzlich, weil so
richtig lernt man die Relationen zu Geld erst, wenn man es selbst verwaltet. Woher soll man mit 17
Jahren auch wissen, wieviel Strom zu viel ist oder wieviel man sich von seinem Geld tatsächlich
leisten kann. Das ist ein Lernprozess. Trotz alledem ist es ein gutes Gefühl am Ende zu wissen, dass
man gut gewirtschaftet hat und am Ende des Monats ohne Minus hinausgeht..

Was hättest du dir gewünscht?


Ich hätte mir beim Thema Finanzen mehr Wissen gewünscht. Ich wurde häufig vertröstet mit den
Worten „Das lernst du mit der Zeit schon“. In der Situation hilft einem das aber leider nichts.
Diese teils wirklich schwierige finanzielle Lage hat mich wirklich eingeschüchtert und auch allein
zurückgelassen. Freundinnen gingen ins Kino und ich konnte nicht mit, weil für „Spaßiges“ das Geld nicht reichte. Das darf meiner Meinung nach so nicht sein und muss sich ändern.

Wo hast du Dinge zum Umgang mit Geld gelernt?

Vieles habe ich mir von meinen ehemaligen Betreuerinnen oder aus Ratgebern angeeignet. Ich
würde aber auch behaupten, bei Themen wie Steuern, Bausparverträge oder ähnliches fehlt auch
noch viel Wissen.

Wie behältst du deinen Überblick über Geld?


Zur Übersicht schaue ich regelmäßig in meinen Online-Banking Account. Das erleichtert es
unglaublich, da immer auf dem neuesten Stand zu sein. Wenn ich zum Beispiel unterwegs bin und ein
bestimmtes Budget nicht überschreiten will oder kann, hebe ich mir den jeweiligen Betrag ab und
somit kann ich am Ende immer gut nachvollziehen, wieviel ich tatsächlich ausgebe. Manchmal hilft es
mir auch, die geplanten Kosten für den kommenden Monat aufzuschreiben, damit ich weiß, wieviel
so oder so schon durch Fixkosten vom Konto abgeht.

Was ist deine größte Sorge rund ums Geld?


Dass es am Ende vom Arbeitsleben nicht für eine anständige Rente reicht

Ganz herzlichen Dank für das Interview und den Einblick.

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