Influencer:in – Lernen am Modell

Überall wimmelt es von Influencer:innen: Ob Fashion, Lifestyle, oder Weiterbildung, für jeden Lebensbereich gibt es im Netz Personen, die Tipps und Tricks mit ihrer Community teilen und auch gerne Codes vergeben, mit denen es sich günstiger shoppen lässt.

Wie die Wortbedeutung schon andeutet, steckt hinter dem Begriff „Influencer:in“ die Beeinflussung von Personengruppen (to influence = beinflussen). Wie tiefgreifend diese Einflussnahme aber gerade bei Kindern und Heranwachsenden sein kann, erklärt folgendes psychologisches Konzept:

Es handelt sich um die sozial-kognitive Lerntheorie des kanadischen Psychologen Albert Bandura. Demnach lernen Menschen durch die Verhaltensnachahmung einer anderen Person. Diese wird als Modell herangezogen und aktiv beobachtet. Die Verhaltensweisen werden dann bei den Lernenden im Gedächtnis angelegt, sodass sie später abgerufen werden können. Wird dann im zweiten Schritt die Motivation ausgelöst dieses Handlungsmuster auszuführen, und ist der beziehungsweise die Lernende dazu in der Lage es zu realisieren, findet schließlich die tatsächliche Umsetzung des beobachteten Verhaltens statt.

Natürlich wird nicht einfach jedes Verhalten von allen Menschen nachgeahmt. Es gibt verschiedene Faktoren, die das Modelllernen begünstigen. So werden Personen, die als berühmt und besonders beliebt wahrgenommen werden eher als Vorbild herangezogen, genauso wie solche, die die lernende Person als ähnlich und sympathisch erachtet. Auch von Bedeutung ist der Erfolg, welcher mit dem jeweiligen Verhalten erzielt wird. Ist dieser klar erkennbar, wird so auch die Motivation gesteigert dieses Verhalten selbst auszuführen.

Sind wir mal ganz ehrlich: Vorbilder gab es schon immer. Ob Boyband oder Hollywood-Sternchen, in der Jugend sind vor allem berühmte Persönlichkeiten interessant. Doch was ist der Unterschied zu heute? Schaut man sich Influencer:innen an, so haben diese einen entscheidenden Vorteil in der Wirkung auf Heranwachsende. Wie bereits angesprochen spielt die Ähnlichkeit und Sympathie eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu unerreichbaren Stars sind Influencer:innen der eigenen Lebenswelt viel näher und sammeln durch das ständige Abfilmen ihres Alltags Sympathiepunkte. Sie kommen einem vertraut vor und das jeweilige Verhalten kann genauestens beobachtet werden. Zudem sind sie beliebt und werden von einer großen Anzahl an Followern in ihrem Handeln bestätigt. Hier kommt nun die drohende Geldproblematik ins Spiel. Denn durch das Modelllernen werden alle möglichen Verhaltensweisen nachgeahmt, auch solche, die negative Langzeitfolgen mit sich bringen können.

Bekanntermaßen präsentieren viele Influencer:innen ein übertriebenes Konsumverhalten. Dieses liegt nicht nur darin begründet, dem Publikum immer wieder neue Produkte im Rahmen von Hauls zu zeigen, sondern oft auch an dem Statussymbol der Konsumgüter. Doch genau dieses Handlungsmuster färbt auf viele Follower ab. Gerade junge Menschen haben den Drang nach Anerkennung und Zugehörigkeit. Sie glauben dies, genau wie ihre Vorbilder, durch gesteigertes Konsumieren erlangen zu können. Auch die Reaktion kann in den sozialen Netzwerken genauestens nachverfolgt werden. Wird das neueste Outfit präsentiert, so hagelt es Komplimente und Lobeshymnen: „Wow, siehst du toll aus“, „Das Kleid steht dir mega“. Das Verhalten zeigt also Wirkung. Das motiviert einen, selbst dieses neue Kleid zu kaufen und die Schuhe gleich mit dazu.

Doch wie kann man sich dagegen wappnen?

  • Zu allererst hilft es schon einmal, über die Wirkungsweise des Modellernens Bescheid zu wissen. Denn das Bewusstsein darüber ist der erste Schritt in Richtung Veränderung. Nur so kann man aktiv werden und gegebenenfalls eigene Handlungsweisen verändern.
  • Auch wichtig im Hinterkopf zu behalten ist der Umstand, dass viele Influencer:innen in der Regel Geld für ihre Platzierungen bekommen. Demnach kann es sein, dass sie gar nicht wirklich hinter den Produkten stehen und sie wegen der tollen Qualität bewerben, sondern diese lediglich anpreisen, da sie dafür bezahlt werden.
  • Schaue dir konkret an, welche Vorbilder du hast beziehungsweise welchen Seiten du in den sozialen Netzwerken folgst. Oftmals ist einem gar nicht klar, dass bestimmte Personen einen beeinflussen. Auch kannst du deine eigenen negativen Verhaltensweisen analysieren und womöglich zurückverfolgen, wo du diese nachgeahmt hast. Genau solchen Vorbildern kannst du nun aktiv entfolgen und so den negativen Einflüssen entkommen.
  • Umgekehrt kannst du dir den Wirkmechanismus des Imitationslernens auch zu Nutze machen und aktiv „gute“ Modelle auswählen, die dich sowohl bewusst als auch unbewusst zu sinnvollen Verhaltensweisen animieren. Folge dazu beispielsweise gerne der Instagram-Seite „Finanztipps vom Sofa“ und orientiere dich an unserem Stiftungs-Nik, wenn es um das Thema Finanzen geht!

Und denke daran, nicht nur du ahmst andere Menschen nach. Auch kannst du selbst für viele ein Vorbild sein. Das kannst du dir beim Treffen von Entscheidungen stets vor Augen halten und so mit gutem Beispiel vorangehen. Viel Erfolg dabei!

Autorin: Pauline Rösch (Referentin der Stiftung Deutschland im Plus)

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