Die „Pink Tax“: Auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit im Konsum?

In einem Drogeriemarkt suche ich nach Einwegrasierer und finde in der Abteilung für Frauen rosafarbene – also für die weibliche Zielgruppe – für 13 Cent das Stück, in der Abteilung für Männer den gleichen in blau für 12 Cent. Ein Deo Spray für Damen gibt es ab 2,45 Euro, bei den Herren schon ab 1,28.

Auch wenn die Preisunterschiede oft nicht sehr hoch sind, zu erklären sind sie mit der „Pink Tax“, auch als „Gender Pricing“ oder „Frauensteuer“ bekannt. Sie beschreibt die Praxis von Unternehmen, für Produkte und Dienstleistungen, die für Frauen vermarktet werden, höhere Preise zu verlangen als für ähnliche Angebote für Männer. Dies betrifft eine Vielzahl von Produkten – von Kleidung über Körperpflege bis hin zu Spielzeug.

Die Pinksteuer mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen, doch sie trägt zur finanziellen Benachteiligung von Frauen bei. Eine Untersuchung der New Yorker Stadtverwaltung ergab, dass Produkte für Frauen im Durchschnitt 7 Prozent teurer sind als vergleichbare

Auch in Deutschland wird das Thema immer wieder diskutiert. 2019 fand die Verbraucherzentrale Hamburg bei einer Stichprobe heraus, dass Waren, die speziell für Männer bzw. Frauen vermarktet werden, eine Preisdifferenz von bis zu 108 Prozent aufwiesen. Laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigen sich die größten Preisunterschiede im Bereich der Dienstleistungen.

Von insgesamt 381 untersuchten Dienstleistungen hatten 59 Prozent unterschiedliche Preise – 50 Prozent waren für Frauen und 9 Prozent für Männer teurer. Bei Friseurbesuchen beispielsweise zahlen Frauen laut dem Tagesspiegel rund 60 Prozent mehr, trotz gleicher Haarlänge. Über die Jahre hinweg kann sich diese Differenz zu einer erheblichen finanziellen Belastung addieren.

Gender Pricing hat in manchen Bereichen leicht abgenommen

Die aktuellste Stichprobe der Verbraucherzentrale vom Februar 2023 gibt Anlass zur Hoffnung, denn zum ersten Mal hat das Phänomen des Gender Pricing in manchen Bereichen leicht abgenommen.

Die Pinksteuer hat nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch soziale Konsequenzen. Sie trägt dazu bei, bestehende Geschlechterstereotypen und Rollenklischees zu verstärken, indem sie suggeriert, dass Produkte für Frauen – manchmal auch für Männer – auf irgendeine Weise mehr wert sind und man deshalb bereit ist, dafür tiefer in die Tasche zu greifen . Dies beeinflusst nicht nur das Selbstbild von Frauen, sondern führt auch zu einer finanziellen Benachteiligung.

Was kann man gegen die „Pink Tax“ tun? Als Verbraucher:in bleibt dir vor allem eins: Bewusst konsumieren! Informiere dich vorab über Preise und Inhaltsstoffe, vermeide spezielle „Frauenprodukte“ und unterstütze lieber geschlechtsneutrale Produkte. Bei handelsüblichen Drogerieartikeln zum Beispiel gibt es häufig zwei Ausführungen des gleichen Produkts. Des Weiteren kannst du die Produkte, bei denen dir auffällt, dass der preisliche Unterschied allein durch das Geschlecht der Zielgruppe entstanden ist bei den Verbraucherzentralen melden. So schützt du zukünftig auch andere vor Gender Pricing.

Autorin: Mirjam Messingschlager

Das könnte dich auch interessieren: