Teenagerbudget – Kleiner Lifehack, große Wirkung

Taschengeld vs. Teenagerbudget

Das Taschengeld, wem ist es nicht ein Begriff? Es hilft Kindern, den Umgang mit Geld zu erlernen. Spätestens ab dem Grundschulalter sollten diese langsam an jenes herangeführt werden: Erst mit wöchentlichen Auszahlungen und mit steigendem Alter dann monatlich.
Für die Höhe des Taschengeldes kann die Taschengeldtabelle des Jugendamtes als Richtwert dienen. Jeder Familienhaushalt sollte jedoch selbst entscheiden, wieviel Taschengeld zur freien Verfügung gestellt werden kann. Dabei ist wichtig zu beachten: Wird Taschengeld zu eng kalkuliert, ist der Frust vorprogrammiert, wenn schon auf kleine Ziele monatelang angespart werden muss. Ist es zu großzügig kalkuliert, ist der Lerneffekt des „Ansparens“ gleich Null. Eltern sollten sich möglichst nicht bis nur sehr wenig in die Taschengeld-Ausgaben ihrer Kinder einmischen. Nur durch die freie Verfügung des Geldes (und ohne ständiges Geld-Nachschießen von Seiten der Eltern oder Großeltern) kann ein vernünftiger Umgang mit Geld gelernt werden. Ausnahme: Wenn Dinge gekauft werden, die der Gesundheit des Kindes schaden oder die Folgekosten nach sich ziehen (Tiere, Abonnements, z. B.). Hier sollten die Eltern selbstverständlich, zum Schutz des Kindes, eingreifen.

Aber was ist nun das Teenagerbudget?

Das Teenagerbudget ist eine Erweiterung des Taschengeldes. Es wird (je nach Reife des Kindes) ca. ab dem 13. Lebensjahr eingeführt und besteht aus verschiedenen Kategorien. Klare Absprachen über die Höhe und die Art dieser Kategorien sind wichtig: Mit dem Teenagerbudget wächst die finanzielle Verantwortung der Heranwachsenden. Im geschützten Rahmen des Elternhauses sollen sie die Möglichkeit bekommen, selbständig und selbstwirksam über größere Geldbeträge zu verfügen, vorausschauend zu kalkulieren und Rücklagen zu bilden. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt, um Finanzkompetenz zu erwerben. Das Teenagerbudget (festgelegte Regeln) ist klar abzugrenzen vom Taschengeld (freie Verfügung) und sollte dieses nicht ersetzen.

Beispielhafte Kategorien könnten sein: Bildung, Kleidung, Friseur, auswärtiges Essen, Handy und öffentliche Verkehrsmittel.

Budgethöhe ermitteln

Die Budgethöhe sollte gemeinschaftlich besprochen werden und sich am jeweiligen Familieneinkommen orientieren. Hierfür empfiehlt sich, im Vorfeld der Einführung, das dreimonatige Führen eines Haushaltsbuches bzgl. der festgelegten Kategorien. So kann ein angemessener Durchschnittswert ermittelt werden und der Teenager bekommt einen Überblick, was die Eltern bisher für den Nachwuchs ausgegeben haben.

Eine weitere Möglichkeit für die Ermittlung der Budgethöhe (z. b. bei sehr knappen Einkommen oder sogar Bürgergeld-Bezug der Eltern) stellt die Heranziehung des Bürgergeld-Regelsatzes dar. Hierin sind Kosten wie Kleidung, Fahrtkosten, Bildung, Hygiene, etc. enthalten. Der Bereich der Bildung (Bücher, Theaterkarten, Lektüren für den Unterricht) ist allerdings im Bürgergeld äußerst knapp bemessen (1,81 EUR/mtl.) und sollte dementsprechend höher angesetzt werden.

Art der Durchführung

In den ersten Monaten der Budgeteinführung ist es ratsam, die Heranwachsenden im Umgang mit dem Teenagerbudget zu begleiten: Sind die Werte richtig ermittelt worden oder bedarf es einer Anpassung? Wird daran gedacht, dass auch die Sportschuhe für den Turnunterricht oder die dicke Winterkleidung mitangespart wird? Werden Rücklagen für Schulmaterialien/Theaterkaten, etc. gebildet? Reicht das Geld auch bei steigender Inflation noch aus?

Um eine Überforderung auf beiden Seiten zu vermeiden, kann anfangs mit einer oder zwei Kategorien gestartet werden.

Übersicht behalten

Um die Finanzübersicht nicht zu verlieren, gibt es unterschiedliche Systeme: Bei der Umschlagmethode werden die Kategorien auf die Kuverts geschrieben und der jeweilige Betrag in bar hineingegeben. Händisch werden sodann, auf einem jeweiligen Einlegezettel, Einnahmen und Ausgaben notiert. Die Einzahlung auf ein kostenloses Jugendkonto sowie die digitale Erfassung von Einnahmen und Ausgaben in der Mein-Budget-App ist eine weitere Möglichkeit eine klare Sicht über Einnahmen und Ausgaben und eine strikte Trennung vom Taschengeld zu behalten.

Vorteile des Teenagerbudgets

Das Teenagerbudget bietet eine Vielzahl von Vorteilen:

Die Heranwachsenden lernen selbstbewusst und strukturiert über größere Geldbeträge zu verfügen, vorausschauend zu planen und Rücklagen zu bilden. Dies stellt einen sehr wichtigen Teil der späteren Lebens- und Finanzkompetenz dar.

Die gemeinsamen Gespräche über das Budgetgeld eröffnen tolle Möglichkeiten für weitere Finanzthemen: Wie kann z. B. über Cashback, die Nutzung von Sonderangeboten, den Ankauf/Verkauf/Tausch von Vintage-Kleidung oder anderer Dinge, Geld gespart werden? Auch Themen wie Umtausch- und Reklamationsbedingungen können besprochen werden.

Weiter wird das Konfliktpotential zwischen Eltern und Jugendlichen über nötige und unnötige Ausgaben minimiert. Die Jugendlichen übernehmen Verantwortung, die Eltern geben Kontrolle ab.

Lerneffekt wahren

Damit das Teenagerbudget seinen Lerneffekt nicht verliert, müssen die Erwachsenen konsequent bleiben: Sollte das Budget einmal vorzeitig ausgegeben worden sein, sollten sie kein weiteres Geld nachlegen. Die Jugendlichen müssen in diesem Fall zum selbständigen Nachdenken und Finden von Lösungen animiert werden: Z. B. durch den Verkauf/Tausch von nicht mehr benötigter Kleidung, Freunde zum gemeinsamen Kochen einladen, anstatt Essen zu gehen, Filmabend zuhause statt Kino oder – sich einfach mal in Verzicht üben.

Autorin: Melanie Ries

Fazit

Das Teenagerbudget ist ein sehr wichtiger Baustein für die Lebens- und Finanzkompetenzentwicklung von Heranwachsenden und daher auf ganzer Linie ein Gewinn: Konflikte werden minimiert, Verantwortung übernommen, Kontrolle abgegeben, Gelder verteilt und gemeinsame Gespräche geführt. Die Jugendlichen fühlen sich von den Erwachsenen ernst genommen und lernen einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld.

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